Ricardo Ramos ist ein Gitarrist, Produzent und Mix-Engineer, der das Vergnügen hatte, mit H.E.R., Trey Songz, Tyrese und vielen anderen aufzutreten und aufzunehmen. Wir hatten vor kurzem die Gelegenheit, Ramos nach seinen musikalischen Inspirationen zu fragen, wie er an die Kreativität herangeht und wie wichtig das Netzwerken für Freiberufler im Musikbereich ist.
Wie sind Sie zum ersten Mal mit der Gitarre in Berührung gekommen?
Ich habe einen Onkel, der etwas Gitarre spielt. Als ich aufwuchs, spielte er immer und immer wieder dasselbe. Eines Tages habe ich mir die Gitarre genommen und versucht herauszufinden, was er da spielte. Dafür bin ich dankbar, da dadurch mein Interesse für Musik geweckt wurde. Der Rest ist Geschichte!
Was waren Ihre ersten Erfahrungen als professioneller Musiker? Und wie haben diese Ihre Entwicklung beeinflusst?
Mit 13 Jahren spielte ich in Schulbands und bekam dann die Gelegenheit, in einer Cover-Band zu spielen. Als ich ungefähr 14 Jahre alt war, fing ich an, mit Bassspielen etwas Geld zu verdienen – das war damals ein Latin-Band, die keine Gitarre brauchte. Danach öffnete sich alles für mich durch Netzwerken und das Spielen in unterschiedlichen Bands in NYC. Ich schloss mich der Band Blusyde an und tourte dann erstmals durch Europa, als ich mit 17 Jahren bei der Hip-Hop-Band The Spooks mitspielte. Danach ging es richtig los!
Was interessiert Sie am meisten als Musiker und Gitarrist?
Ich liebe den Prozess, eine Show zusammenzustellen. Ich finde es aufregend, kreativ zu sein und in den Proben neue Parts zu erarbeiten. Ich liebe auch die Vorfreude auf einen Auftritt, bei dem wir dann zeigen können, was wir erarbeitet haben. Ein Gitarrist zu sein, ist und bleibt immer spannend. Die Gitarre ist ein erstaunliches Instrument und ich höre nie auf, dazu zu lernen. Ich denke mir ständig neue Sachen aus, die ich damit anstellen kann.
Mit welchen Schwierigkeiten waren Sie im Lauf Ihrer Karriere konfrontiert und wie haben Sie diese überwunden?
Eine große Herausforderung für mich ist der Versuch, meinen Denkprozess als Musiker nachzuempfinden. Bei der Geschwindigkeit, mit der sich Musik weiterentwickelt, muss ich kreativ immer auf Zack sein, um mit dem Schritt zu halten, was draußen passiert.
Wer und was waren die größten Einflüsse für die Art, wie Sie heute an die Gitarrenarbeit herangehen?
Ich habe so viele Gitarrenhelden, je nach Musikrichtung. Einer meiner absoluten Lieblinge war schon immer Michael Landau. Er hat in punkto Sound so viel erreicht. Es ist faszinierend, wie er es geschafft hat, sich in so vielen unterschiedlichen Musikrichtungen zu bewegen und dennoch immer wie er selbst zu klingen. Das ist definitiv eines meiner Ziele. Zu meinen übrigen Lieblingen gehören George Benson, Pat Metheny, Hiram Bullock und Spanky Alford. Einige neuere Gitarristen, die mich extrem inspiriert haben, sind Tom Bukovac, Josh Smith, Ariel Posen, Isaiah Sharkey und Jonathan Kreisberg.
Wie entwickeln Sie Ihre musikalischen Ideen? Was passiert zwischen der ersten Projektidee und dem fertigen Produkt?
Wenn ich kreativ bin, liebe ich es, mich in den Vibe der Musik hineinzuversetzen, die ich erschaffe. Ich gehe auf Spotify und erstelle eine Playlist, um in die richtige Stimmung zu kommen. Das stimuliert meine Kreativität, dann kann es losgehen. Ich nehme auch Sprachnotizen von mir auf, wenn ich auf der Gitarre herumspiele, zu denen ich dann immer wieder zurückkehre, wenn ich auf der Suche nach Ideen bin. Beim Anhören fällt mir dann immer etwas ein.
Sie spielen Gitarre für die Musikkünstlerin H.E.R., die beim Super Bowl LV eine atemberaubende Interpretation von America, The Beautiful performte. Wie sind Sie beide zusammengekommen und wie gehen Sie Ihre Rolle bei H.E.R. an?
Ich wurde von ihrem musikalischen Leiter Alonzo Harris, der ein phänomenaler Keyboarder ist, angerufen, um für H.E.R. zu spielen. Vor H.E.R. haben wir bei den R&B-Künstlern Tyrese und K Michelle zusammengearbeitet. Nach diesen Gigs rief mich Alonzo an, um an einer Session mit seinem Bruder Swagg R’Cellious teilzunehmen, der auch ein fantastischer Produzent und Musiker ist. Er arbeitete an ein paar Songs für H.E.R. und ich spielte auf einem davon.
Ein paar Jahre später hatte ich das Glück, für den Gig angerufen zu werden. Das war jetzt vor etwas mehr als einem Jahr und es war absolut erstaunlich. Sie ist eine wirklich beeindruckende Person bei der Arbeit. Ich spiele bei dem Gig Rhythmusgitarre, was toll ist, weil ich wirklich kreativ sein kann mit dem, was ich um sie herum spiele. Wir konnten tatsächlich ein paar wirklich coole Gitarren-Parts entwickeln, die das vorhandene Material ergänzt haben.
Neben Ihrer Funktion als Gitarrist arbeiten Sie auch als Produzent und Mix-Engineer. Wie unterscheiden sich diese Rollen vom Gitarrespielen und gibt es dabei Schnittmengen – etwa dass Sie in einer Disziplin etwas lernen, was Sie dann in den anderen weiterbringt?
Direkt nach der Highschool habe ich das Institute Of Audio Research (IAR) besucht. Meine größte Leidenschaft war immer das Spielen und Auftreten, aber ich interessiere mich auch sehr für Studioaufnahmen und das Abmischen. Ich war schon immer erstaunt über die „Macht“, die der Mix-Engineer über den finalen Song hat. Der Besuch des IAR hat mir die Welt der Technik eröffnet und hat zudem meine Welt dahingehend beeinflusst, ein besserer Musiker zu sein. Es hat mir dabei geholfen, jeden Part eines Songs wahrzunehmen anstatt mich nur auf die Gitarrenarbeit zu konzentrieren.
Grundsätzlich würde ich sagen: Lernen Sie, wenn möglich, jedes Genre. Wenn Sie ein Musikgenre dann vollständig erfasst haben, können Sie diese Erfahrungen für andere Genres nutzen und so einen „musikalischen Gumbo“ zubereiten! Es erweitert Ihr Vokabular als Musiker auf so viele Arten.“
Moderne Technologie erlaubt es Musikern, aus der Ferne gemeinsam an Studio-Aufnahmen zu arbeiten. Wie gehen Sie mit dieser Form der Zusammenarbeit um? Wie stark unterscheidet es sich von der Aufnahme in einem Studio?
Auch vor der Pandemie habe ich schon immer zu Hause aufgenommen, ich war also schon daran gewöhnt. Dank der Möglichkeit, FaceTime und Programme wie Audiomovers zu nutzen, ist die Zusammenarbeit etwas einfacher geworden. Aber es gibt trotzdem nichts Besseres, als mit anderen zusammen zu sein und sich gegenseitig im Studio zu unterstützen. Das ist pure Magie und ich kann es kaum erwarten, wieder mehr davon zu bekommen.
Wie sieht das Setup in Ihrem Heimstudio aus?
Mein Studio-Setup zu Hause ist ziemlich einfach. Ich verwende ein kleines Hybrid-Setup. Die meisten Sachen mische ich im Computer, aber ich verwende ich auch paar Outboard-Kompressoren und einen EQ, um alles in Form zu bringen.
Wie finden Sie neue Gigs? Warten Sie, bis ein neues Projekt hereinkommt, oder gehen Sie aktiv auf die Suche nach Projekten, an denen Sie mitarbeiten möchten?
Ich habe das Glück, schon seit vielen Jahren in der Musikszene von NYC aktiv zu sein. Es war ein Segen, dass die meiste Arbeit den Weg zu mir gefunden hat. Ich bin dankbar dafür, weil es nicht immer so gewesen ist.
Wie wird sich die Musikindustrie Ihrer Meinung nach in der nächsten Zeit weiterentwickeln? Welche Möglichkeiten und Herausforderungen sehen Sie und wie können sich Musiker darauf einstellen?
Etwas, das ich gelernt habe, ist, dass trotz all der Informationen, die es da draußen gibt, es der Versuch am meisten bringt, seinen eigenen Weg in der Musikindustrie zu finden. Daraus ergeben sich viele Herausforderungen und Chancen zugleich. Musiker passen sich an, so wie sie es immer getan haben.
Abschließend noch die Frage: Welche Zoom Produkte nutzen Sie? Wie hilft Ihnen Zoom dabei, Ihre Ziele zu verwirklichen?
Der neue G6 Multieffekt-Gitarrenprozessor klingt großartig. Es ist ein fantastisches Gerät, speziell für Gitarristen, die viel unterwegs sind. Es ist ganz einfach, gute Sounds einzustellen und schnell einsatzbereit zu sein, was wirklich wichtig ist, wenn man in NYC arbeitet. Ich habe auch gerade einen Q2n-4K Video-Recorder in die Finger bekommen. In der heutigen Zeit, in der alles dokumentiert wird, ist das etwas, was jeder Musiker und Künstler braucht.