Luisito in the train station




Seit seinem Aufwachsen in einer musikalischen Familie in Venezuela bis hin zu den Auftritten mit Größe wie Chick Corea, Tito Puente und George Benson hat der Perkussionist Luisito Quintero sein Leben der Suche nach einzigartigen Grooves gewidmet, auf denen alle Momente im Leben basieren. Quintero hat internationale Anerkennung für seine charakteristische Timbales-Technik und zahlreiche Grammy-Nominierungen für seine Arbeit mit 3rd Element und dem Quintero's Salsa Project erhalten. Wir haben uns mit Luisito zusammengesetzt, um mehr über seine inspirierende musikalische Reise und über seine kreative Motivation zu erfahren.

Luisito close up

Wie sind Sie zum ersten Mal mit Musik in Berührung gekommen?

Ich stamme aus einer sehr musikalischen Familie in Venezuela. Meine Großeltern, mein Vater, mein Onkel – jeder in meiner Familie hat Musik gemacht oder gesungen. Ich bin mit Musik um mich herum aufgewachsen. Venezolanische Musik besitzt eine ausgeprägten Rhythmus mit einem Schwerpunkt auf der Percussion. Also wurde uns allen in meiner Familie von klein auf – neben Harmonie-Instrumenten wie Bass und Gitarre – das Percussion-Spielen beigebracht.

Jetzt spiele ich an der Seite meines Cousins Roberto im Quintero's Salsa Project und bei 3rd Element – die familiären Bindungen sind nach wie vor stark ausgeprägt. Und das überträgt sich auch auf die nächste Generation: Mein Sohn und mein Neffe lernen das Schlagzeug- und Percussion-Spielen.

Luisito in NY

Wie hat das Aufwachsen in einer musikalischen Familie Ihre Entscheidung beeinflusst, eine Karriere als Musiker anzustreben?

Ich habe mit dem Musikmachen im Alter von 3 Jahren angefangen. Seit ich ein Kind war, habe ich immer eine Leidenschaft für Musik gespürt, und als ich älter wurde, hat sich diese Leidenschaft für Musik sogar noch verstärkt. Meine erste Aufnahme-Session habe ich im Alter von zwölf Jahren absolviert! Mein Onkel hat mich ins Studio mitgenommen, damit ich sehen konnte, wie Musik aufgenommen wird. Die Band hat einen Song aufgenommen, bei dem die Congas oder Bongos gefehlt haben, und keiner der Anwesenden konnte das spielen. Mein Onkel überzeugte die Band, mich – ein zwölfjähriges Kind – die Bongos spielen zu lassen, und es war einfach unglaublich. Danach wusste ich, dass Musik das ist, was ich in meinem Leben machen möchte.

Wie gehen Sie an Ihre Rolle als Perkussionist heran, wenn Sie mit verschiedenen Ensembles spielen?

Die Percussion kann in verschiedenen Arten von Musik unterschiedliche Rollen spielen. In all den Jahren habe ich viele verschiedene Instrumente aus Brasilien, Venezuela, Afrika, Indien usw. gesammelt. Ich mag es, ein spezielles Setup für jede musikalische Umgebung zusammenzustellen, zu der ich eingeladen werde. Wenn bereits ein Schlagzeuger dabei ist, bringe ich die Bongos, Congas und Timbales mit.

Wenn kein Schlagzeuger dabei ist, stelle ich ein hybrides Drum- und Percussion-Set mit Cajon, Snaredrum, Congas und Becken zusammen. Diesen Trick habe ich von meinem Onkel gelernt. Er spielte ein hybrides Set mit einer Bassdrum, Snare, zwei Congas, Djembe und Becken. Die Leute haben ihn „den Oktopus“ genannt, weil es beim Spielen so klang, als hätte er acht Gliedmaßen – wie als wenn zwei Perkussionisten spielen würden. Ich habe seinen Ansatz verändert und die Bassdrum durch ein Cajon ersetzt und meinen eigenen Stil entwickelt.

Ich konzentriere mich darauf, zu hören, was zwischen den Beteiligten passiert. Dann versuche ich mich auf den Groove der Musiker, der im Kontext des Songs entsteht, einzulassen und damit zu arbeiten. Wenn man wirklich zuhört, kann man leichter auf seine Mitmusiker eingehen.

Wie bleiben Ihre musikalischen Ideen frisch?

Ich höre mir jeden Tag ganz unterschiedliche Musikstile an und versuche, von dem, was ich höre, zu lernen. Ich achte auf die unterschiedlichen Rhythmen und Pattern, egal ob es sich um Jazz oder Latin Music handelt. Ich habe viel ältere Musik gehört, insbesondere aus den 60ern und 70ern – die haben damals so interessante und einzigartige Grooves verwendet. Wenn Musik, wie heute üblich, zu einem Metronom aufgenommen wird, kann der Rhythmus schnell digital und künstlich klingen. Heute findet man selten Grooves, die noch so klingen wie auf diesen alten Aufnahmen.

Wenn ich zu einer Session eingeladen werde, bitten mich die Produzenten und andere Musiker manchmal, neue Sounds mitzubringen. Die Wahrheit ist allerdings, dass ich nur versuche, die organischen Sounds dieser älteren Aufnahmen zu kanalisieren und mit meiner eigenen Note zu verfeinern. Wenn ich mit dem Spanish Harlem Orchestra, Chick Corea oder dem Quintero's Salsa Project aufnehme, arbeiten wir immer live und ohne Klick. Wenn man als Band live aufnimmt, fängt man die wirklich speziellen Momente und die Verbindung zwischen allen im Studio ein – die Aufnahme bekommt eine Seele. Bei Live-Aufnahmen passieren wirklich wunderschöne Dinge.

Luisito with Q2n-4k


Welchen Herausforderungen mussten Sie sich in Ihrer Karriere stellen?

Ich glaube, dass die größte Herausforderung darin besteht, dass andere meinen Groove fühlen können, wenn ich spiele. Manchmal spielt man und gibt alles, aber trotzdem fühlen die Zuhörer nichts dabei. Für mich ist es wichtig, dass andere Musiker und das Publikum darauf reagieren, wenn ich Timbales oder Bongos spiele. Man kann fühlen, wenn das passiert – sie geben Dir dann dieselbe Energie zurück, die Du ihnen gibst. Das ist die größte Herausforderung bei dem, was ich mache, aber es lohnt sich eben auch.

Luisito with his Grammy

Welchen Ratschlag würden Sie jungen Perkussionisten oder Musikern geben, die eine Band gründen und für Geld auftreten möchten?

Ich sage jungen Musikern immer, dass Üben wichtig, aber das Zuhören noch wichtiger ist! Hör Dir die alte Musik aus den 60ern und 70ern an und studiere die interessanten Grooves und Sounds. Viele junge Musiker haben enormes Talent und eine beeindruckende Technik, aber wenn man das nicht mit der Fähigkeit verbindet, intensiv zuzuhören, wird dabei keine Musikalität „aufblitzen“.

In New York kommt es häufig vor, dass man einen Notruf von einem Produzenten erhält. Das bedeutet, dass irgendjemand nicht zu einer Session erschienen ist oder es einer der Musiker nicht hinbekommt. Also rufen Sie Dich an und Du sollst, wie bei einem Notfall, schnell vorbeikommen und alles einspielen. Du eilst also ins Studio und weißt gar nicht, was Dich dort erwartet. Vielleicht haben sie Noten und erwarten, dass Du gleich beim ersten Take perfekt vom Blatt spielst. Und Du weißt nicht einmal, mit wem Du spielst: Vielleicht kennst Du keinen der anderen Musiker oder Du kommst rein und da steht Christian McBride. Es ist also wichtig, dass Du die Nerven behältst und immer bestmöglich ablieferst.

Moderne Technologie erlaubt es Musikern, aus der Ferne gemeinsam an Studio-Aufnahmen zu arbeiten. Wie gehen Sie mit dieser Form der Zusammenarbeit um? Wie stark unterscheidet es sich von der Aufnahme in einem Studio?

Es kann sich stark unterscheiden und manchmal auch wirklich merkwürdig werden. Aber wenn Ihnen die anderen Musiker eine gute Datei zum „Dazuspielen“ schicken, kann es auch wirklich gut funktionieren. Ich versuche mir immer vorzustellen, dass ich wirklich mit anderen Musikern zusammenspiele, auch wenn ich alleine aufnehme. Manchmal schicken sie mir Noten und mein Part ist dadurch sehr klar. Manchmal schicken sie mir aber nur einen Track zu und lassen mich nach Gefühl dazu spielen. In diesem Fall investiere ich zuerst ein paar Tage Zeit, höre mir diesen Track an und studiere die Abfolgen, bis ich die Musik in mir wachsen spüre. Dann gehe ich ins Studio und nehme diesen Part in einem Take auf – ich mache es lieber in einem Rutsch, anstatt danach einzelne Parts zusammenzubauen.

Welche Zoom-Geräte benutzen Sie am häufigsten?

Wenn ich Videos für Remote-Sessions aufnehme, verwende ich zwei Q2n-4K Kameras für unterschiedliche Kameraperspektiven, die ich dann an den Video-Editor des Projekts schicke. Für die Aufnahme von Proben und Live-Auftritten verwende ich den H4n Audio-Recorder. Wenn ich mir diese Aufnahmen danach anhöre, ist die Klangqualität so klar, dass ich wirklich jede Feinheit im Groove hören kann. Die Höhen klingen, als wäre die Aufnahme mit Studiomikrofonen erstellt worden – beeindruckend!

Q2n-4k
H4n-Pro
Luisito Drumming



Können Sie uns etwas über aktuelle oder zukünftige Projekte verraten?

Ich plane demnächst ein Streaming-Konzert-Special, auf das ich mich sehr freue. Und ich bereite mich darauf vor, mit Chick Corea auf Tour zu gehen. Ich bin auch weiterhin mit Aufnahmeprojekten beschäftigt: Heute Abend gehe ich ins Studio, um die Musik für einen neuen Film von Sony Pictures aufzunehmen. Zuletzt war ich an einem ambitionierten Latin-Jazz-Weltorchester-Projekt beteiligt, bei dem fantastische Musiker aus der ganzen Welt ihre Parts beigesteuert haben. Zudem erscheinen demnächst neue Alben von 3rd Element und dem Quintero's Salsa Project!

Luisito on 23rd